Zwischen Kollegen



Wo und seit wann unterrichtest Du?

 

Direkt nach meinem Studium 2010 habe ich meine schon im Kindesalter gefühlte Berufung in die Realität umsetzen können. Zuerst war ich als „freier Mitarbeiter“ für zwei Nachmittage an einer privaten Musikschule; hochmotiviert, voller Ideen, mit hochgesteckten Maßstäben . . .

Aber wie sollte es auch anders sein, die Realität hat mich erst einmal auf den Boden der Tatsachen runter geholt: So ist mir schon früh klar geworden, dass ich meine Ideen und Ziele nur in absoluter Selbständigkeit verfolgen und umsetzen kann.

Über einige Umwege habe ich dann nun Ende 2012 mein eigenes Musikatelier eröffnet und damit meinen größten Traum erfüllt.

 

Was sind Deine wichtigsten Ziele im Unterricht?

 

Zusammengefasst: Mit pädagogischer Überzeugung habe ich mich von Anfang auf die zweisame Unterrichtsart konzentriert: In der Einzelausbildung sehe ich die größten Möglichkeiten zur künstlerischen Entfaltung und tiefgründigen Vermittlung von Musik. Mein Ziel beschränkt sich deshalb nicht nur darauf meinen Schülern auf Teufel komm raus ein Klavierstück aufzudrücken, nach Art des dressierten Affen im Zirkus, nein: Es geht mir in erste Linie darum tiefere musikalische Erlebnisse zu schaffen, mittels der Verschmelzung von Technik, Wissen und Ästhetik, über improvisierendes Lernen; quasi als ganzheitliches Musiklernen.

Deshalb also ist das Klavier für mich „nur“ ein Mittel zum Zweck, meine Unterrichtsinhalte stilpluralistisch und das Alter meiner Schüler bzw. Studierenden nebensächlich; jede Altersgruppe ist vertreten.

 

Was gefällt Dir an Deinem Beruf am meisten?

 

Meine persönliche Freiheit und die kreative Komponente.

 

Unterrichtest Du ausschließlich oder hast Du noch weitere Beschäftigungsfelder?

 

Neben der Unterrichtstätigkeit natürlich auch das Musikmachen selbst!

 

Welche Hefte sind aus Deinem Unterricht nicht wegzudenken?

 

Bisher ist es mir nicht gelungen, mich auf eine Literatur zu beschränken, dafür gibt es einfach zu viel Interessantes. Aber wenn ich mich beschränken müsste, dann nur auf Carl Czernys Unterrichtswerke. Diese offenbaren alle klaviertechnischen und musikalischen Möglichkeiten einer Musikepoche.

 

Welche Kriterien hast Du an Noten?

 

Zufälligerweise habe ich mir einmal zu diesem Thema 2013 die Mühe gemacht, eine ausführliche Evaluation anzufertigen; gewissermaßen der Versuch einer Bewertungsgrundlage für Unterrichtsliteratur für den Musikunterricht. Ihr Umfang würde hier den Rahmen sprengen und verweise daher auf meine Webseite, unter dem Link: http://www.klavierunterrichtwiesbaden.de/musica-convivo/mc-rating/

 

Wer oder was inspiriert Dich oder hat Dich geprägt?

 

Ich wüsste gar nicht wo ich da anfangen sollte, aber einer sei erwähnt: Der Klavierdozent meiner Studienzeit: Franz Vorraber; eine Koryphäe im Konzerpianistenbusiness.

 

Gibt es einen Themenbereich, mit dem Du Dich noch näher beschäftigen möchtest?

 

Es gibt noch viele, viele außermusikalische Themenbereiche, wofür meine Lebenszeit gar nicht ausreichen würde, aber mal auf‘s Musikalische beschränkt, dann ist es einerseits vor allem die „Alte Musik“, ihre historische Aufführungspraxis, polyphone Satztechniken wie die Kunst der Fuge, das Generalbaßspiel auf dem Cembalo, das Phantasieren über Themen desselben Stils u.v.m. Andererseits aber auch meine (unnachlässige) Faszination für den Jazz und dessen Improvisationstechniken, (z.B. John Coltrane-Improvisationstechniken). Dafür würde ich noch einmal viele Übungsstunden auf mich nehmen wollen.

 

Fällt Dir eine besonders schöne, lustige oder traurige Anekdote ein?

Die Haushälterin der Mutter meiner einen Schülerin fragte mich ganz am Anfang mal geradeheraus: „Und sonst, studierst du noch, oder was machst du hauptberuflich?“

 

Was würdest Du Berufsanfängern gern mit auf den Weg geben?

 

Statuiere Dir ein paar berufliche Grundsätze, darunter z.B. eine Berufsethik, die einem als unverletzlich für die Zukunft gelten soll, das strahlt ab!

 

 

vom 11.10.2014

http://www.mein-klavierunterricht-blog.de/2015/05/24/klavierlehrer-interview-3-david-rosenzweig/